Ein Abend des Gedenkens, des Nachdenkens und der Mahnung am Röntgen-Gymnasium
Der Projektkurs der Q2 lud am 27. Januar 2025 in die Aula des Röntgen-Gymnasiums ein, um die Ergebnisse des Projektkurses „Verfolgungsgeschichte(n) in unserer Region“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Vom 22.09 bis 27. 09.2024 war der Projektkurs auf einer Studienfahrt in der Gedenkstätte Buchenwald.
Es ist mir ein persönliches Anliegen über diesen Abend zu berichten, denn er war in jeder Hinsicht beeindruckend. Die Vorstellung der Arbeitsergebnisse war für die Zuhörerinnen und Zuhörer herausfordernd und bewegend, denn es gelang den Schüler:innen die persönlich gewonnen Eindrücke, Erfahrungen und Emotionen aus Buchenwald und ihr erworbenes Faktenwissen aus der Arbeit im Projektkurs so zu verknüpfen und zu vermitteln, dass man sich als Zuhörer:in mitgenommen fühlte und auch mitgenommen war.
Ich möchte diese Leistung auch deshalb hervorheben, weil es ein Phänomen gibt, das zur Sorge Anlass geben muss. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schwindet das Wissen um den Holocaust, wie eine Studie der Jewish Claims Conference belegt. An der Studie nahmen jeweils 1.000 Menschen zwischen 18 und 29 Jahren aus acht Ländern teil. Bei der Befragung gaben etwa 40% der Deutschen an, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.
Es ist deshalb besonders wichtig, dass das Röntgen-Gymnasium auf verschiedenen Ebenen an diesem zentralen Thema arbeitet.
So hatte der Projektkurs ganz bewusst den 27. Januar 2025 für die Präsentation der Ergebnisse ausgewählt. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Mehr als eine Millionen Menschen waren allein in Auschwitz ermordet worden. Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erinnerte in diesem Jahr zum achtzigsten Mal an diesen beispiellosen Völkermord.
Die Schüler:innen des Projektkurses stellten nach einer kurzen Begrüßung ihr persönliches Buchenwald-Bild bzw. Zitat vor und erklärten sensibel und emphatisch ihren Bezug zu dem ausgewählten Bild/Zitat. Bereits in diesen kurzen Vorstellungen wurde mehr als deutlich, dass sich die Schüler:innen fundiert mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Es folgten Erklärvideos, die nach der Studienfahrt in die Gedenkstätte Buchenwald produziert wurden. Die Themen und Schüler:innen, die die Videos erstellt und bearbeitet haben, sollen hier noch einmal aufgeführt werden:
- Das Frauen-Außenlager Penig (Raffaele Cattolico)
- Karl und Ilse Koch (Lara Künemund, Zarrina Nazarova)
- Einzelschicksale (Maurice Kopischke)
- Minderheiten im Konzentrationslager (Jana Grünke)
- Kunst im Kleinen Lager (Liv Berger, Noah Kulla)
- Kommunismus und Antikommunismus in der NS-Zeit (Ceyda Sarial)
- Dark Tourism (Meryem Bleul, Marie Fichte)
- Buchenwald – Opfer und Gedenken (Wolf Niklaus, Fabio Venditti)
- Vandalistische Angriffe auf Gedenkstätten (Gina Frühauf, Julia Weißenbach)
Den Autorinnen und Autoren gebührt Dank und Respekt für die beeindruckenden Erklärvideos. Für die Zuhörer:innen war es -auch emotional- durchaus eine Herausforderung die Beiträge zu verarbeiten, aber das bringt das Thema mit sich und dem muss man sich stellen: Erinnerungskultur ohne Wissen ist unmöglich.
Ich bin mir sicher, dass den Schüler:innen dieses Projektkurses -wie auch den Teilnehmer:innen der vorhergehenden Projektkurse- die Auseinandersetzung und Arbeit in Erinnerung bleiben wird und sie sich aktiv jeglicher Form von Ausgrenzung und Diskriminierung entgegenstellen werden: „Mit diesem Wissen und Erfahrungswerten kann man gar nicht anders…“, so sagte es mir eine Schülerin im Anschluss an den Abend in einem Gespräch.
Danke für das Engagement der Schüler:innen!
Danke an Frau Breunig und Frau Pirags als Initiatorinnen und Begleiterinnen des Projektkurses.
Es bleibt die Frage und Herausforderung, was wir als Schule leisten können, um den Schwur von Buchenwald Wahrheit werden zu lassen:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung,
der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Für Diskussionen und Anregungen jederzeit offen und herzlich grüßend
Jörg Bergemann
(vgl. Artikel Bildungspartnerschaft Alte Synagoge)