Studienfahrt nach Buchenwald

In der Woche vor der Schließung der Schulen besuchte der Projektkurs „Verfolgungsgeschichte(n)“ die Gedenkstätte Buchenwald. Wir haben sehr viele interessante Dinge, aber gleichzeitig auch erschütternde Eindrücke gesammelt.

 

Zwischen Juli 1937 und April 1945 fanden viele unschuldige Menschen ihren Tod im Konzentrationslager Buchenwald. Heute befindet sich genau an diesem Ort eine Gedenkstätte, um an all diese Menschen zu erinnern, damit die Nachwelt die schrecklichen Ereignisse niemals vergisst.

Bereits am Tag der Ankunft besuchten wir erstmals das ehemalige Lagergelände. Herr Hirte, ein Mitarbeiter der Gedenkstätte, der uns die ganze Woche über begleitet hat, erklärte uns, wie die Gebäude des Lagers früher angeordnet waren. Im Anschluss schauten wir noch einen Film zur Einführung.

Bereits am nächsten Tag hatten wir die Gelegenheit das Gelände auf eigene Faust zu erkunden. Die meisten suchten wieder das ehemalige Lager selbst auf, wo es verschiedenste Denkmäler und einige Überreste der Gebäude zu sehen gibt. Außerdem findet man im Bereich des ehemaligen Lagers viele Schilder, die erklären, was für ein Gebäude früher an dieser Stelle stand. Andere Schüler entschieden sich jedoch dazu, lieber die Gegend außerhalb des Lagers selbst zu erkunden. Auch dort gab es viel vorzufinden, beispielsweise das Mahnmal mit Glockenturm, das Aschegrab mitten im Wald, wo Asche der Opfer verstreut worden war oder der Steinbruch, in dem zu Lagerzeiten viele Häftlinge körperliche Schwerstarbeit leisten mussten. Nach einer kurzen Besprechung, in der wir unsere neusten Eindrücke teilten, besuchten wir die Ausstellung im ehemaligen Kammergebäude. Auch dort gab es einiges zu sehen. Angefangen bei Bildern aus damaligen Zeiten, über Fundstücke, wie persönliche Gegenstände oder Kleidung der Häftlinge bis hin zu Audiodateien von Zeugenaussagen. Anschließend begannen wir damit, mögliche Themen für unsere Projektarbeiten zu sammeln, wobei einiges zusammenkam, da jeder von uns bereits Interesse für ein spezielles Thema entwickelt hatte. Nachdem wir uns alle für ein Thema entschieden hatten, hatten wir Zeit, um mithilfe uns zur Verfügung gestellter Materialien intensiver zu recherchieren.

Nachdem wir auch am Mittwoch in den Kleingruppen an unseren Projekten gearbeitet hatten, erhielten wir die besondere Gelegenheit gemeinsam mit Herrn Hirte einige Gebäude zu besichtigen, die normalerweise nicht für Besucher geöffnet sind, wie der Häftlingskrankenbau, einen der SS-Wachtürme oder die Häftlingskantine. Anschließend schauten wir uns gemeinsam noch die Dunkelhaftkammern im Torgebäude, das Krematorium, den darunterliegenden Leichenkeller und den Nachbau der „Genickschussanlage“ an, die genutzt wurde, um ab dem Jahr 1941 etwa 8000 sowjetische Kriegsgefangene zu ermorden. Diese Orte haben uns emotional besonders mitgenommen. Abends schauten wir noch den Film „Nackt unter Wölfen“, der uns alle sehr bewegt hat. Nach dem Film war es sehr still im Raum, da keiner so recht wusste, was er sagen sollte. Erst nach einer kurzen Pause waren wir in der Lage uns über den Film auszutauschen.

Nachdem wir am Donnerstagvormittag wieder an unseren Projekten gearbeitet hatten, nahmen wir den Bus nach Weimar, wo wir uns zunächst „Jojo Rabbit“ ansahen, da in einem kleinen Kino eine Sondervorstellung für uns angeboten wurde. Dieser Film thematisierte ebenfalls die Zeit des Zweiten Weltkriegs und zeigt auf satirische Art und Weise, wie ein 10-jähriger begeisterter Hitlerjunge entdeckt, dass seine Mutter eine Jüdin im Haus versteckt, und sich mit seinem imaginären Freund Adolf Hitler berät. Anschließend besichtigten wir in einem kurzen Stadtrundgang Orte Weimars im Nationalsozialismus, beispielsweise das Weimarer Atrium, das früher zum Gau-Forum gehörte, wo sich viele Gebäude der NSDAP befanden und heute ein Einkaufszentrum ist. Danach hatten wir Zeit die Stadt in kleineren Gruppen zu besichtigen, bevor wir uns schließlich alle zum Abendessen trafen.

Für Freitag nahmen wir uns einen längeren Weg vor und schauten uns einige Orte außerhalb des ehemaligen Lagers an. Zunächst kamen wir am Steinbruch, den Ruinen des ehemaligen SS-Falkenhofs und der SS-Villen vorbei, wo höhere Offiziere gewohnt haben. Als wir anschließend ans Aschegrab im Wald kamen, wurden wir erneut an die grausamen Zahlen der Opfer erinnert. Unser letzter Punkt war das Mahnmal der ehemaligen DDR, das aus drei großen Massengräbern besteht, die durch die Straße der Nationen verbunden sind. Dieser Weg erinnert an die einzelnen Nationen der Opfer. Nach dem Aufstieg über eine große Treppe erreicht man den Glockenturm, der ebenfalls dem Gedenken dient. Auch diesen konnten wir von innen besichtigen.

Zum Abschluss setzten wir uns am Samstag vor der Abreise ein letztes Mal zusammen, um unser „persönliches Buchenwald“ vorzustellen und die zurückliegenden Tage noch einmal festzuhalten.

Insgesamt war es eine sehr lehrreiche, aber wegen des Themas auch emotionale Woche, in der wir viele neue Eindrücke erhalten haben.

Leonie Probierz, Q1, für den Projektkurs „Verfolgungsgeschichte(n)“