Projektkurs „Verfolgungsgeschichte(n)“

Zeitzeugengespräch und Besuch der Ausstellung „Survivors. Faces and Life after the Holocaust“

1933: Hitlers Machtübernahme.

1939-1945: Zweiter Weltkrieg.

1933-1945: die Nationalsozialisten herrschen in Deutschland.

Wie es zu dieser Zeit wirklich war, kann man sich nur schwer vorstellen. Vor allem, wie es für die verfolgten Menschen gewesen sein musste. Natürlich lernen wir vieles in der Schule im Geschichtsunterricht oder in dem Projektkurs in der Q1.

Wir, der Projektkurs „Verfolgungsgeschichte(n)“ der Q1, hatten am 18.02.2020 die Chance mit einem Zeitzeugen zu sprechen.

Herbert Rubinstein wurde 1936 in Czernowitz, der heutigen Ukraine, in einer jüdischen Familie geboren. Heute lebt er seit vielen Jahren in Düsseldorf, zusammen mit seiner Frau, seinen Kindern, Enkelkindern und Urenkeln. Doch bis zu diesem Leben war es ein langer und schwerer Weg.

Rubinstein sagte selbst, dass er keine Kindheit hatte. Für ihn habe das Judentum als Kind eigentlich nie eine wichtige Rolle gespielt, er wusste nicht einmal was jüdisch sein bedeutet. Das wurde ihm jedoch sehr deutlich, als er und seine Mutter 1941 in ein Ghetto kamen. Sie überlebten das Ghetto durch gefälschte Papiere und hatten dadurch das Glück, nie in ein Konzentrationslager deportiert zu werden. Rubinstein sagt selbst: ,,Dass ich überlebt habe, war pures Glück.“

Nur weil er jüdisch war, beleidigten ihn andere Kinder und er erfuhr Ausgrenzung. Erst als er 10 Jahre alt war und in Holland lebte, wurde er von den anderen Kindern wie ein ganz normaler Junge behandelt.

In Holland genoss er sein Leben, zusammen mit seiner Mutter und seinem Stiefvater. Herberts Vater musste 1941 der Roten Armee beitreten und fiel als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Dies erfuhr Herbert allerdings erst 1945.

Die Zeit damals war voller Angst, Unsicherheit und einfach nur schrecklich für Herbert Rubinstein und seine Familie. Doch noch heute muss und möchte er sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und diese erzählen.

Nach Rubinstein könne sich die Geschichte jederzeit wiederholen. Fremdenhass und Antisemitismus werden in unserer heutigen und eigentlich modernen und offenen Gesellschaft immer stärker. Anfeindungen gegen Andersdenkende und Andersaussehende nehmen zu – so habe der Terror der Nationalsozialisten auch begonnen. Laut Herbert Rubinstein haben wir, die junge Generation, aber die Macht gegen diesen Fremdenhass vorzugehen und ihn zu stoppen, damit sich die Geschichte und das Leid von Millionen Unschuldigen nicht wiederholt.

Doch trotz des Schmerzes, den Rubinstein wegen der Nationalsozialisten ertragen musste, antwortete er auf die Frage, was er einem Täter sagen würde, wenn er ihn heute treffen würde, dass er ihn friedlich fragen würde, warum er das Geschehen zugelassen hat. Herbert Rubinstein sagte, dass Hass zu mehr Hass führe und Gewalt zu mehr Gewalt. Wenn jeder aus unserer Gesellschaft so denken würde, gäbe es keinen Rassismus mehr.

Im Anschluss an das Zeitzeugengespräch mit Herbert Rubinstein besichtigten wir noch die Ausstellung „Survivors. Faces and Life after the Holocaust“. Für diese Ausstellung porträtierte der Fotograf Martin Schoeller Überlebende des Holocaust und stellt ihre Portraits zusammen mit ihren grausamen Verfolgungsgeschichten in der Zeche Zollverein in Essen aus.

(Sinje Sucic, Anastasia Wittekindt, Q1)