Ehrensache – Burak Yilmaz zu Gast am RöGy

(verfasst von Kady Cisse)

Am 30.01.24 fand für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe EF eine Lesung des Autors Burak Yilmaz, unterstützt von der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, statt. Herr Yilmaz las aus seinem Buch „Ehrensache: Kämpfen gegen Judenhass“, welches die Schüler/Innen in den vorherigen Deutschstunden gelesen und vorbereitet haben.

Burak Yilmaz wurde als Sohn türkisch-kurdischer Eltern in Duisburg geboren und wuchs in Duisburg Marxloh auf, wo er von 2008 bis 2019 als Betreuer in einem Jugendzentrum arbeitete. Dort wurde er mit dem Thema Antisemitismus bei Jugendlichen konfrontiert, weshalb er 2012 das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ startete. Yilmaz organisierte Fahrten mit muslimischen Jugendlichen nach Auschwitz, damit diese ihre Sichtweisen auf jüdische Menschen reflektieren. 2021 veröffentlichte er sein Buch „Ehrensache: Kämpfen gegen Judenhass“, welches er nun bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Lesungen vorstellt und als Anlass zur Diskussion über das Thema Antisemitismus nutzt.

So auch bei uns am RöGy. Anfangs lockerte er die Stimmung auf mit der Frage „Wie geht es euch?“ Da die meisten Schüler/Innen sein Buch schon komplett gelesen hatten, beschloss Herr Yilmaz, dass er nur eine Passage aus seinem Buch vorliest und anschließend direkt in die Fragerunde einsteigt.

In der von ihm ausgewählten Textpassage ging es um seine Schulzeit und eine Unterrichtsstunde im Fach Geschichte, in der die Lehrkraft persönliche Dokumente aus der NS-Zeit mitbrachte, welche aus seiner eigenen Familie stammten. Die Geschichtslehrer fragte seine Schüler/Innen, ob sie auch so etwas zuhause hätten. Dies sorgte bei Herrn Yilmaz für Verwunderung: Waren seine Freunde Nazis? Als die Lehrkraft nun ihn fragte, erzählte er von der Immigration und der Familiengeschichte seiner Großeltern und Eltern.

Nach der Textpassage eröffnete eine Schülerin die Fragerunde mit der Frage: „Wie kam es zu dem Titel Ehrensache?“, woraufhin Herr Yilmaz erklärte, dass der Hintergrund die falsche Verwendung des Begriffs Ehre bzw. Ehrenmann gewesen sei. Yilmaz habe die ursprünglichen Verwendungsweisen recherchiert und sei im Nachhinein stutzig geworden, als Rapper, die antisemitische Aussagen in ihren Songs tätigen, von Jugendlichen als Ehrenmänner bezeichnet werden. Hier will er ansetzen: Mit Jugendlichen ins Gespräch kommen und über Zusammenhänge aufklären. Genau dies schildert er nämlich in seinem Buch, das zum Teil autobiographisch sein Engagement gegen Antisemitismus und für Meinungsvielfalt thematisiert.

Weitere Fragen bezogen sich auf seinen Beruf als Schriftsteller sowie die Themen Rassismus und Antisemitismus in der heutigen Gesellschaft. Ein Schüler fragte mit Bezug auf die aktuellen Entwicklungen in Israel: „Sind sie pro Palästina oder pro Israel?“ Yilmaz erläuterte hier seine ambivalente Sichtweise und begründete sie mit persönlichen Kontakten: „Ich habe Freunde, die aus Palästina kommen und welche, die aus Israel kommen, weshalb ich jetzt nicht nur eine Seite unterstütze, sondern beide.“

Er sprach die Schüler/innen auch sehr direkt auf Stereotypen über Juden an und sagte: „Jeder hört immer nur die Vorurteile über Juden, aber keiner hat jemals einen getroffen. Ihr kennt vielleicht einen ohne es zu wissen, denn meistens sagen sie gar nicht, dass sie Juden sind, weil sie Angst vor Ausgrenzung, Hass und Gewalt haben.“

Um genau gegen diese Vorurteile vorzugehen, bat uns Herr Yilmaz am Ende seiner Diskussionsrunde. Wir als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage setzen uns für eine vielfältige Gesellschaft ein und bekämpfen Diskriminierungen und Rassismus jeder Form an unserer Schule. Wir danken Herrn Yilmaz für seinen Besuch und freuen uns auf weitere Projekte!